Aktuelles

In den vergangen Wochen haben wir uns intensiv auf unsere Abreise in die Demokratischen Föderation Nordsyrien/ Rojava vorbereitet. Flüge gebucht, Besorgungen erledigt, Impfungen nachgeholt, letzte Absprachen getroffen, Verabschiedung von Familie und Freund*innen, Reorganisation unseres Alltags, um sich selbigen für mehrere Monate entziehen zu können.

Trotz anderer Ankündigungen und Hoffnungen sind wir nun noch immer nicht auf unserer seit langem geplanten Kollektiv-Baustelle der Poliklinik in Rojava angelangt.
Neben dem Kriegszustand und dem Terror islamistischer Banden ist es vor allem das von allen angrenzenden Staaten verhängte Embargo gegen Rojava, welches eine Einreise nur schwer möglich macht. Denn Embargo heißt im Falle von Rojava nicht nur Verhinderung der Aus- und Einfuhr von Handelsgütern, Nahrungsmitteln, Medikamenten oder Maschinen, sondern auch Verunmöglichung der Bewegungsfreiheit von Menschen.

Von Seiten der Türkei wurden bereits seit 2011, dem Beginn der Revolution in Rojava, Hilfslieferungen und Grenzübertritte von Kurd*innen, Flüchtenden und Aktivist*innen massiv blockiert. Seit Januar 2016 ist die rund 911 km lange Grenze zur Türkei komplett geschlossen. Versuchte Grenzübertritte werden mit Waffengewalt unterbunden. Mitte diesen Jahres wurde zudem eine 700 km lange Grenzmauer, ausgestattet mit Videokameras und Sensoren fertiggestellt. Im Süden wird der Zugang nach Rojava effektiv durch die Umstände des Krieges, durch den Terror des IS, aber auch durch das Assad-Regime verhindert. Besonders bitter ist, dass Rojava auch im Osten von dem von Barzani regierten autonomen kurdischen Gebiet im Irak (Kurdish Regional Government / KRG) mit einem de-facto Embargo belegt wurde. Während bis März 2016 ein einmaliger Grenzübertritt für Journalist*innen und Aktivist*innen über Semalka möglich war, ist dies seither nur noch in seltenen Ausnahmefällen eine Option. Für aus Rojava stammende Menschen und Flüchtende ist es momentan möglich die Grenze legal zu passieren, doch auch ihre Bewegungsfreiheit ist oft durch Schikane und Willkür seitens der Sicherheitskräfte geprägt.
Die strukturelle Isolation Rojavas hat hingegen zugenommen. Trotz der Politik der Beschränkung der Grenzübergänge waren noch andere Wege möglich, doch auch diese sind seit einigen Wochen verstärkt bedroht und unpassierbar. Für uns gibt es momentan keine Zusage wann wir die Grenze überqueren können. Es wird vermutet, dass die Verschärfung der Grenzpolitik mit der aktuell angespannten Lage im Nordirak, aufgrund des Unabhängigkeitsreferendums, in Verbindung steht.
Wir werden die weitere Entwicklung der Grenzsituation aufmerksam verfolgen und planen den Beginn der Bauphase nun nach Abschluss der Regenzeit in Rojava im Frühjahr 2018. Bis dahin sehen wir die Zwangspausierung des Baubeginns als Chance unser Projekt hier noch besser vorzubereiten, weiterzuentwickeln und bekannter zu machen.

Bijî Berxwedana Rojava!

https://isku.blackblogs.org/4691/pdk-verhindert-pyd-delegierten-einreise-nach-rojava/